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"Zauberwort"

(Freidimensional)

Anfangs der neunziger Jahre kam mir der Einfall zu dieser absurd und paradox klingenden Wortverbindung. Obwohl dieses Wort irgendwie vertraut klang, stellte sich heraus, dass diese Buchstabenformel, meines Wissens und zu diesem Zeitpunkt, in unserem Sprachschatz nirgendwo existierte. Erstaunt und fasziniert von dieser Entdeckung, entschloss ich mich kurzum, diesen neugeborenen Begriff als persönliches Leitwort in mein Werk zu integrieren. Ich verstehe es als verbalisierte Fiktion des Unerreichbaren. Eine Art "Zauberwort", um mir gnadenlos räumliche und geistige Barrieren vor Augen zu führen. Oder umgekehrt, als geheimnisvolles Versprechen, hinter dessen Grenzenlosigkeit noch etwas anderes, noch Unbekannteres da sein könnte.

Heute, viele Jahre später, hat sich "mein" Zauberwort, wenn man es googelt, soweit integriert, dass es, kommerziell orientiert, kulturell und sogar in der Wissenschaft Verwendung findet. Das ist verblüffend, wirft aber sogleich Fragen auf. Woher kommt es wirklich? Wer hat es erfunden? Ich oder die anderen? Oder haben wir alle miteinander allmählich den Mut gefunden, uns der tieferen Bedeutung dieses bodenlosen Begriffs auf variable, "menschliche" Weise anzunähern? Gerade jetzt, wo der virtuelle Raum von uns erobert ist und man auch diesen beflissen mit neuen Grenzen zu definieren versucht, um sich damit heimatliche Geborgenheit zu suggerieren. Gibt es überhaupt eine Freiheit, ohne dass es sich dabei um einen weiteren, grösseren Käfig handelt? So betrachtet kann man dieses Zauberwort als provokative Einladung interpretieren, die gewohnte Sichtweise zu sprengen, um forschend über den Tellerrand der Gegebenheiten hinaus zu fokussieren.
Ich, der Künstler, bin darum weiterhin sehr interessiert, wie sich unser "Zauber" wohl zukünftig weiterentwickelt. Obwohl zugleich auch skeptisch, denn wer will schon Gefahr laufen, eventuell zum "Zauberlehrling" zu mutieren?